„Bei Integration ist ein Miteinander wichtig; es ist kein Gegeneinander”
Zum Thema „Integration und Sport – wie kann das gelingen?” fand eine Podiumsdiskussion in Buchholz i. d. Nordheide statt. Auch das Publikum nahm aktiv daran teil.
Vor einem interessierten Publikum im Vereinsheim des Buchholzer FC (NFV-Kreis Harburg) fand erstmals eine Podiumsdiskussion teil, die speziell an Fußballbegeisterte, aber an die gesamte Öffentlichkeit gerichtet war. Drei Experten aus verschiedenen Bereichen nahmen dabei auf dem Podium platz, um das Thema “Integration und Sport – wie kann das gelingen?” zu diskutieren.
Dabei legte Jonas Hoyer, Mitarbeiter in einem Antisemitismusprojekt der Freien und Hansestadt Hamburg, wert darauf, dass in der öffentlichen Wahrnehmung zwar unter dem Begriff vor allem der Blick auf Menschen mit Einwanderungsgeschichte gerichtet wird, es aber viel weiter gefasst werden sollte: „Auch Menschen, die körperliche Beeinträchtigungen haben oder aus ärmlichen Verhältnissen stammen, müssen integriert werden.” Wie das über den Sport gelingen kann, weiß er auch. Hoyer: „Es gibt tolle Projekte, wie beispielsweise Blindenfußball oder Inklusionsmannschaften, die allerdings noch zu wenig Einzug in den Sport halten.”
Yasemin Heigwer berichtete aus ihrer beruflichen Laufbahn in der Schule von Herausforderungen, die sie erlebte und aus gesellschaftlichen Problemen herrührt. Kinder aus prekären familiären Verhältnisse werden häufig bei schulischen Aufgaben allein gelassen oder stehen vor Probleme, weil Eltern beispielsweise der deutschen Sprache nicht mächtig seien. „Um dem entgegenzuwirken, starteten wir das Projekt ‚Lesen und Laufen‘, bei dem den Kindern spielerisch mit Sportelementen das Lesen von Büchern im Grundschulalter näher gebracht wird”. Das Projekt fruchtete: „Im Rahmen dieses Projektes lasen Kinder das erste Mal ein Buch vollständig durch und empfanden das als Erfolgserlebnis”, so Heigwer.
Marvin Schories, Konfliktlotse im Niedersächsischen Fußballverband (NFV), stellte vor, dass auch der NFV bereits tätig ist. „Wir Konfliktlotsen sind ja nicht nur dann da, wenn es kracht, sondern arbeiten auch präventiv mit den Vereinen und helfen gerne bei der Integration, sodass es idealerweise gar nicht zu Konfliktsituationen kommt”, so Schories, der aber gleichzeitig auch die Vereine in die Pflicht nahm. Schories: „Die Vereine können selbst einiges tun, beispielsweise für Diversität im Vorstand sorgen und dabei vorleben, dass bei Integration ein Miteinander wichtig ist und es eben kein Gegeneinander ist.” Jonas Hoyer schlug dabei in eine ähnliche Kerbe und verwies auf die Arbeit an der Basis: „Es sind ja sowohl am oberen als auch am unteren Ende der Fair-Play-Wertung immer wieder die gleichen Vereine zu finden. Es wäre doch schön, wenn man sich an anderen, guten Klubs ein Beispiel für die eigene Integrations- und Vereinsarbeit nehmen könne”, so Hoyer.
Immer wieder durfte das Publikum auch mitwirken, beispielsweise wenn Verständnisfragen auftauchten oder es Anekdoten aus der eigenen Erfahrung gab, die thematisch gut passten. Es war ein insgesamt kurzweiliger Abend, wie auch Alain Nkem fand, der als hauptamtlicher Mitarbeiter im NFV-Team „Gesellschaftliche Verantwortung” tätig ist. Nkem: „Es war eine anregende und informative Veranstaltung, die als ein tolles Beispiel für andere Kreise gelten kann!” Bei Snacks und Getränken sowie bei offenen und lockeren Gesprächen klang die Veranstaltung aus, bei der sich alle einig waren etwas für sich zum Thema „Integration und Sport – wie kann das gelingen?” mitgenommen zu haben.